Schiedsrichter werden: Mehr als nur Pfeife und Karten
Voraussetzungen, Ausbildung und Chancen im Überblick
Schiedsrichter werden bedeutet Verantwortung übernehmen: Ob Handball, Fußball, Basketball oder Eishockey – ohne sie läuft kein Spiel: Hier erfahren Sie, wie die Ausbildung zum Schiedsrichter abläuft, welche Anforderungen und Aufgaben Sie erwarten und wie hoch das Gehalt tatsächlich ist.
Doch Schiedsrichter sein ist nicht immer leicht: Hasstiraden, Pöbeleien und Druck von außen gehören zum Alltag. Umso wichtiger sind Stressbeständigkeit und Präzision. Sie zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen für dieses verantwortungsvolle Ehrenamt.
Das erwartet Sie in dem Artikel:
- Was macht ein Schiedsrichter?
- Schiedsrichter Voraussetzungen
- Schiedsrichter werden – So läuft die Ausbildung ab
- Schiedsrichter Gehalt – Was verdient man wirklich?
- Aufgaben eines Schiedsrichters vor, während und nach dem Spiel
- Schiedsrichter in verschiedenen Sportarten
Was macht ein Schiedsrichter?
Der Schiedsrichter ist eine unparteiische Person, welche die Leitung eines Spieles oder Wettkampfes übernimmt und dafür sorgt, dass die Regeln korrekt eingehalten werden. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Entscheidungen zu treffen, die für beide Parteien verbindlich sind, und den fairen Ablauf des Spiels sicherzustellen.
Schiedsricher: Voraussetzungen
Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Stressbeständigkeit. Das sind nur einige wenige Voraussetzungen, die ein Schiedsrichter erfüllen sollte. Wer Schiedsrichter werden will, vielleicht sogar eine berufliche Laufbahn in diese Richtung einschlagen möchte, sollte bereits früh auf diese Ziele hinarbeiten.
Neben jungen Nachwuchsschiedsrichtern nutzen auch erfahrene Quereinsteiger aus verschiedenen Sportarten die Ausbildung, um dem Sport verbunden zu bleiben.
Die wichtigsten Anforderungen an Schiedsrichter im Überblick:
- Mitgliedschaft in einem Sportverein: aus versicherungstechnischen Gründen verpflichtend
- Gute körperliche Fitness: ein Schiedsrichter wird nicht ausgewechselt
- Erfolgreich abgeschlossener Lehrgang durch Bestehen einer, oder mehrerer theoretischer und praktischer Prüfungen
- Charaktereigenschaften: Bescheidenheit, Präzision, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, sowie physische und psychische Belastbarkeit
- Interesse an der Sportart und die Bereitschaft mehrere Spiele im Monat/ Jahr zu begleiten
Schiedsrichter werden – So läuft die Ausbildung ab
Die Ausbildung zum Schiedsrichter beginnt in der Regel mit dem Besuch eines Lehrgangs, der sowohl theoretische als auch praktische Übungen umfasst. Nach erfolgreich bestandenen Prüfungen folgen Einsätze in den entsprechenden Ligen. Von dort aus können sich Schiedsrichter Schritt für Schritt weiterentwickeln, abhängig von ihrer Leistung, Erfahrung und der jeweiligen Sportart.
Schiedsrichter Gehalt – Was verdient man wirklich?
Das Schiedsrichteramt gilt in Deutschland in den meisten Ligen als Ehrenamt. Ab der Bundesliga und auf internationaler Ebene sind Schiedsrichter jedoch faktisch Vollprofis: Offiziell als Freiberufler geführt, üben sie ihre Tätigkeit de facto hauptberuflich aus.
Für ihre Einsätze erhalten Schiedsrichter Spesen beziehungsweise Aufwandsentschädigungen, deren Höhe je nach Landesverband, Liga und Sportart variiert.
Die Beträge reichen von kleineren Pauschalen im Amateurbereich bis hin zu mehreren Tausend Euro pro Spiel in der Fußball-Bundesliga.
99 Prozent der aktuell tätigen Schiedsrichter können von ihrem Schiedsrichter-Gehalt jedoch nicht leben und gehen aus diesem Grund noch anderweitigen Berufen nach.
Aufgaben eines Schiedsrichters vor, während und nach dem Spiel
Aus den Vorgaben entsprechender Landesverbände ergeben sich vor, während und nach dem Spiel folgende Aufgaben für Schiedsrichter:
Vor dem Spiel
- Überprüfung der Spielfeldbegrenzungen und Abmessungen
- Überprüfung der Trikots
- Überprüfung der Ausweise und Berechtigungen
- Anwesenheitskontrolle der Mannschaften
Während des Spiels
Während des Wettkampfs/Freundschaftsspiels sorgt der Schiedsrichter dafür, dass Spielregeln eingehalten und umgesetzt werden. Neben dem Stoppen der Zeit, muss er ein Gefühl dafür beweisen, wann die Situation es verlangt das Spiel zu unterbrechen, um eventuell schwere Verletzungen zu behandeln und Spieler auswechseln zu lassen.
Alle Entscheidungen, die er oder sie, während des Spiels trifft, sind sogenannte Tatsachenentscheidungen. Wenn er die Partie noch nicht wieder angepfiffen hat, darf der Schiedsrichter die Entscheidung zurücknehmen, wenn er der Meinung ist, dass sie falsch war. Ist das Spiel jedoch fortgesetzt, bleibt der Pfiff bestehen.
Schutz und Hilfsmittel: Videobeweis und Technik
Auch Schiedsrichter sind fehlbar. Um Fehler zu minimieren, werden in vielen Sportarten technische Hilfsmittel eingesetzt. Während im Fußball vor allem die Torlinientechnik und Videobeweise genutzt werden, sind im Basketball, Handball und Eishockey auch „Instant Replay“ üblich. Sie unterstützen den Schiedsrichter bei kniffligen Entscheidungen und erhöhen die Fairness des Spiels.
Nach dem Spiel
Nach dem Spiel muss ein Bericht über den Spielverlauf angefertigt werden, der an entsprechende Instanzen weitergeleitet wird.
Schiedsrichter in verschiedenen Sportarten
Schauen wir uns die Aufgaben, Gehalt und Co. eines Schiedsrichters in verschiedenen Sportarten genauer an.
Fußball Schiedsrichter
Im Fußball ist der Schiedsrichter eine zentrale Figur, ohne die kein Spiel stattfinden kann. Je nach Liga unterscheidet sich die Größe des Schiedsrichter-Teams deutlich: In der Kreisliga reicht meist ein Hauptschiedsrichter, der von zwei Linienrichtern unterstützt wird. In der Bundesliga kommt ein vierter Offizieller hinzu, und auf internationaler Ebene werden sogar zwei zusätzliche Torrichter eingesetzt, um den Strafraum im Blick zu behalten.
- Mindestalter: 12 – 14 Jahre
- Kleidung: Trikot mit aufgenähten Brusttaschen, kurze Hose, kniehohe Strümpfe, Pfeife, Stoppuhr und die unverwechselbare Gelbe und Rote Karte
- Gehalt/Spesen: bis zu 3.800 Euro pro Spiel (1. Bundesliga)
- Kontrolle durch Einsatz technischer Hilfsmittel: bislang vor allem Torlinientechnik und Videobeweis (VAR)
Zu den bekanntesten Schiedsrichtern zählt der Italiener Pierluigi Collina. Der italienische Schiedsrichter ist weltweit Kult im Fußballsport und einer der besten Schiedsrichter aller Zeiten. Während seiner Karriere (1995 – 2005) wurde er sechs Mal in Folge zum „Weltschiedsrichter des Jahres“ gewählt und hält damit den Rekord.
Auch im deutschen Fußball gibt es legendäre Entscheidungen: Die berühmteste Fehlentscheidung der Deutschen Bundesliga war wohl das „Phantomtor“ des Bayern-Spielers Thomas Helmer in der Spielserie 1993/94. Damals gab der Schiedsrichter ein Tor, welches ganz klar am Gehäuse der Nürnberger vorbeiging. Das Spiel wurde jedoch später wiederholt und die Bayern gewannen mit 5:0 Toren.
Basketball Schiedsrichter
Im Basketball teilen sich meist zwei bis drei gleichberechtigte Schiedsrichter die Leitung eines Spiels. Sie stehen in ständigem Austausch, um auf dem schnellen Spielfeld alle Situationen im Blick zu behalten.
- Mindestalter: 15 Jahre
- Kleidung: Schiedsrichterhemd, Schiedsrichterhose, Socken und Sportschuhe. Die Schiedsrichter müssen mit einheitlicher Kleidung, insbesondere einheitlicher Werbefläche, antreten.
- Gehalt/Spesen: bis zu 400 Euro pro Spiel (1. Bundesliga)
- Kontrolle durch Einsatz technischer Hilfsmittel: In der Basketball-Bundesliga ist das Instant Replay inzwischen ein fester Bestandteil: Strittige Szenen können direkt während des Spiels überprüft werden.
Einer der bekanntesten deutschen Schiedsrichter ist Boris Schmidt, der über 30 Jahre aktiv war und zahlreiche nationale wie internationale Spiele leitete. Nach Beendigung seiner Karriere als aktiver Schiedsrichter trat er 2015 die Leitung des Schiedsrichter-Referat der Basketball-Bundesliga an. Wegen seiner langjährigen Tätigkeit gilt er als einer der bekanntesten Vertreter seiner Profession in Deutschland.
Eine kuriose Fehlentscheidung prägte 2014 ein Spiel zwischen Ludwigsburg und Bayern: Nach einem Foul erhielt der Ludwigsburger Michael Stockton zwar Freiwürfe, doch der Treffer wurde nicht anerkannt. Der Schiedsrichter war der Meinung, es hätte sich bei dem gefoulten Spieler nicht um Stockton gehandelt. Der Videobeweis bestätigt jedoch das Gegenteil und die grobe Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Die Partie musste später wiederholt werden.
Eishockey Schiedsrichter
Im Eishockey sind die Anforderungen besonders hoch: Die Schiedsrichter müssen genauso schnell auf dem Eis unterwegs sein wie die Spieler. Ein Spiel wird in der Regel von einem Haupt- und zwei Linienrichtern geleitet, unterstützt durch ein Kampfgericht. Bei internationalen Turnieren kommen Torrichter, Punkterichter und Videoüberwacher hinzu, die mithilfe von Aufzeichnungen für zusätzliche Sicherheit sorgen.
- Mindestalter: 16 Jahre
- Kleidung: gestreiftes Schiedsrichter Trikot, farbige Armbinde, Hose, Schutz-Protektoren
- Gehalt/Spesen: bis zu 500 Euro pro Spiel (1. Bundesliga)
- Kontrolle durch Einsatz technischer Hilfsmittel: Der oder die Hauptschiedsrichter kann den Video- Schiedsrichter bei Unstimmigkeiten anweisen, die Aufzeichnungen der über-Tor-Kamera zu kontrollieren.
Zu den bekanntesten Persönlichkeiten gehört Josef „Jupp“ Kompalla, ein ehemaliger deutsch-polnischer Eishockeyspieler und -schiedsrichter. Nach dem Ende seiner Spielerkarriere 1969 wechselte Kompalla ins Schiedsrichterwesen und war in über 2.000 Erstliga-Spielen sowie bei mehreren Olympischen Spielen aktiv. In den 70er und 80er Jahren wurde er 13-mal in Folge von Lesern des Eishockey Magazins zum Schiedsrichter des Jahres gewählt.
Eine oft erzählte Anekdote stammt aus dem WM-Finale 1987 zwischen Kanada und der UdSSR: Nach einer Massenschlägerei soll der Schiedsrichter kurzerhand das Licht ausgeschaltet haben, um die Spieler zu beruhigen. Dieses Ereignis gehört zu den bekanntesten Legenden des Eishockeys.
Handball Schiedsrichter
Im Handball werden Spiele traditionell von einem Schiedsrichter-Gespann geleitet, bestehend aus einem Feld- und einem Torrichter. Diese Aufteilung sorgt für mehr Übersicht auf dem schnellen Spielfeld.
- Mindestalter: 14 Jahre
- Kleidung: Kurzarmtrikot, Hose, Schuhe und Socken. Die Grundausrüstung eines Schiedsrichters muss mit der des Gespannpartners abgestimmt sein und sich optisch deutlich von den Trikotfarben beider Mannschaften abheben In vielen Landesverbänden ist sogar zwingend vorgeschrieben, dass der Schiedsrichter bei allen Spielen eine schwarze Hose trägt.
- Gehalt/Spesen: bis zu 500 Euro pro Spiel (1. Bundesliga)
- Kontrolle durch Einsatz technischer Hilfsmittel: Im Handball führte der Weltverband IHF ab 2015 erste Tests mit dem Videobeweis bei Weltmeisterschaften durch. In der deutschen Handball-Bundesliga (HBL) wird er bis heute (2025) allerdings noch nicht standardmäßig eingesetzt.
Zu den bekanntesten Handball-Schiedsrichtern zählen Frank Lemme und Bernd Ullrich. Das Gespann gehörte ab 1990 zum DHB-Kader, leitete über 550 Bundesliga- und mehr als 180 internationale Spiele. Dreimal in Folge wurden sie zum besten Schiedsrichtergespann der Bundesliga gewählt. Ihre Karrierehöhepunkte waren unter anderem das Finale der Handball-WM 2005 zwischen Kroatien und Spanien sowie das olympische Endspiel 2008 in Peking. Später gerieten beide allerdings durch einen Bestechungsvorwurf in die Schlagzeilen und wurden vom Spielbetrieb gesperrt.
Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihnen einen umfassenden Einblick in die Aufgaben und Voraussetzungen eines Schiedsrichters gegeben hat. Und wenn Sie selbst Schiedsrichter werden möchten und noch nach der passenden Bekleidung suchen: mithilfe unseres Konfigurators können Sie sich für jede Sportart ein individuelles Sporttrikot designen.
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