Die Geschichte des Handballs

Alle wichtigen Infos zur Handball-Geschichte

Wer hat eigentlich Handball erfunden und wann wurde das erste Regelwerk veröffentlicht? Wir geben Ihnen einen Überblick über die Geschichte des Handballs; von der Antike bis zum Beachhandball.

Von Erfinder bis Regelwerk – Handball-Geschichte auf einen Blick

Es war einmal, da war Handball ein reiner Frauensport und wurde draußen auf einem Feld gespielt. Sie glauben uns nicht? Dann lesen Sie jetzt weiter und erfahren Sie alles Wichtige und Kuriose über die Geschichte des Handballs.

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Handball-Geschichte – kurz und knapp

  • 1906 – der Däne Holger Nielsen veröffentlicht das weltweit erste Regelwerk zum Handball (dänisch: Handbold).
  • 1915 – Der deutsche Turnlehrer Max Heiser erfindet das Ballspiel Torball, das nur von Frauen gespielt werden soll.
  • 1917 – Max Heiser benennt Torball in Handball um.
  • 1919 – Der deutsche Turnlehrer Carl Schelenz erweiterte das Regelwerk von Nielsen und Heiser, wonach Handball auch von Männern gespielt wird.
  • 1919 – Der Handball, der bis dahin die Größe eines Fußballs hatte, wird verkleinert.
  • 1921 – Der TSV 1860 Spandau gewinnt die erste Deutsche Meisterschaft im Feldhandball.
  • 1925 – Im ersten Länderspiel der Welt am 13. September in Halle (Saale) besiegt Österreich Deutschland mit 6:3.
  • 1936 – Feldhandball wird zum ersten und letzten Mal olympisch.
  • 1938 – Die erste Handball-Weltmeisterschaft der Herren gewinnt Deutschland im eigenen Land.
  • 1957 – Die erste Frauen-Handball-Weltmeisterschaft findet in Jugoslawien statt.
  • 1972 – Hallenhandball der Männer wird olympisch.
  • 1976 – Hallenhandball der Frauen wird olympisch.
  • 2004 – Die erste Weltmeisterschaft im Beachhandball findet statt.
  • Wer erfand den deutschen Handball?

    Wer hat‘s erfunden? Ein deutscher Turnlehrer namens Max Heiser. Auf der Suche nach einem Teamsport für Frauen entwickelte der Berliner Turnwart 1915 ein Spiel namens Torball. Der schon damals populäre Fußball galt als nicht geeignet für Frauen. Stattdessen sollten die Damen einen Ballsport ohne Zweikämpfe ausüben. Max Heiser übernahm kurzerhand die Aufstellung vom Fußball und legte Torball als Spiel ohne Körperkontakt fest, bei dem auch das Prellen des Balles möglich war.

    Torball war jedoch keine einzigartige Erfindung, denn das Spiel entwickelte sich aus verschiedenen Ballspielen, wie Netz-, Korb-, Raff- oder Turmball, die um die Jahrhundertwende in Europa populär waren. Auch war Torball keine reine deutsche Erfindung, denn in Schweden und Dänemark wurde zu dieser Zeit schon „Handbold“ gespielt. Nach skandinavischem Vorbild benannte Max Heiser Torball am 29. Oktober 1917 in Handball um.

    Geschichte des Handballs – Zweikampf
    Männer spielten erst ab 1919 Handball.

    Von Feldhandball zu Hallenhandball: Die Geschichte des Handballs

    Handball wurde schon immer in einer Halle gespielt? Nein, denn bis in die 1960er Jahre war Handball ein Feldspiel. Wir werfen einen Blick auf die Entwicklung von Harpaston bis Beachhandball.

    Antike

    Schon im antiken Rom und Griechenland wurden Handball-ähnliche Spiele gespielt. Zu den bekanntesten gehört Harpaston, was mit „rauben“ oder „schnell wegnehmen“ übersetzt werden kann. Im römischen Kulturkreis war das Spiel auch als Harpastum bekannt, was so viel bedeutet wie „die Übungen mit dem kleinen Ball“.

    Bis in das 5. Jahrhundert galt es als das beliebteste Spiel der Griechen und Römer. Gespielt wurde mit zwei Mannschaften von fünf bis zwölf Spielern auf einem rechteckigen Spielfeld, an deren Enden jeweils eine Linie aufgemalt wurde. Ziel war es, den Ball der eigenen Mannschaft über die Endlinie der gegnerischen Mannschaft zu befördern. Der Ball durfte dabei mit der Hand geschlagen oder geworfen werden.

    Antikes Mosaik mit Harpaston-Abbildung
    Harpaston war eines der beliebtesten Ballspiele in der Antike.

    Feldhandball

    Nach der Erfindung des deutschen Handballs im Jahr 1915 wurde das Spiel bis in die 1970er Jahre vor allem auf Rasen gespielt und nannte sich Feldhandball. Von 1967 bis 1973 existierte sogar eine Feldhandball-Bundesliga. Gespielt wurde Feldhandball auf einer Fläche, die so groß wie ein Fußballplatz war. Diese Spielart wird auch als Großfeldhandball bezeichnet. Im Gegensatz zum Hallenhandball hatte Großfeldhandball andere Regeln. Zehn Feldspieler und ein Torwart traten pro Mannschaft an. Das Spiel war eher passiv und nicht sehr schnell oder trickreich.

    Neben Großfeldhandball etablierte sich auch Kleinfeldhandball, das heute noch teilweise im Sommer gespielt wird. Die Regeln sind mit denen des Hallenhandballs identisch. Gespielt wird auf Rasen, Asche oder Kunststoff. Das Spiel erlangte vor allem in Südosteuropa Popularität, wohingegen Großfeldhandball nur in Mitteleuropa beliebt war.

    Die folgende Doku behandelt den Untergang des Feldhandballs:

    Hallenhandball

    Gegen Ende der 1960er nahm die Popularität von Feldhandball langsam ab, was vor allem an der Wetterabhängigkeit lag. Aus diesem Grund führten die skandinavischen Länder als Erstes das Spiel in der Halle ein. Von da aus verbreitete sich der Hallenhandball auch in der restlichen Welt.

    Ein weiterer Vorteil des Spiels in der Halle war, dass man auf ebenem Boden spielen konnte. Denn statt auf Rasen zu spielen, spielten viele Feldhandballmannschaften bis dahin auf Hartplätzen, was wiederum zu Schürfwunden führte. Durch die Verkleinerung des Feldes wurde vor allem das Tempo angehoben und das Spiel wurde trickreicher. Die Mannschaften schrumpften auf sieben Spieler, inklusive Torwart, und auch die Regeln wurden angepasst.

    Beachhandball

    Seit Mitte der 1990er Jahre erfreut sich Beachhandball wachsender Beliebtheit. Diese Handball-Variante wird barfuß auf Sand gespielt. Eine Mannschaft umfasst vier Spieler, inklusive Torhüter. Ein weiterer Unterschied zum Hallenhandball ist die Größe des Spielfelds, das mit nur 27 × 12 Meter deutlich kleiner ist. Je nach Wurf bringt ein Treffer unterschiedlich viele Punkte. So zählt ein „einfaches“ Tor einen Punkt, ein Tor, das von einem Schlüsselspieler, wie dem Torwart, geworfen wird, zwei Punkte. Statt den Ball zu prellen, was durch den Bodenbelag nicht möglich ist, kann der Spieler den Ball rollen.

    Wie sieht ein Beachhandball-Spiel eigentlich aus? Das folgende Video präsentiert Ihnen ein paar Impressionen der Deutschen Beachhandball-Meisterschaft 2019 in Berlin:

    Der Ball

    Vom Feld in die Halle, das war nicht die einzige Entwicklung in der Handball-Geschichte. Auch der Ball an sich hat sich verändert. So betrug der Umfang des Handballs Anfang des 20. Jahrhunderts noch 71 Zentimeter, was dem Umfang eines Fußballs entsprach. 1919 wurde er verkleinert und misst heute einen Umfang von 50 bis 52 Zentimetern (Jugend ab 8 Jahren), 54 bis 56 Zentimetern (Frauen, männliche Jugend ab 12 Jahren und weibliche Jugend ab 14 Jahren) oder 58 bis 60 Zentimetern (Männer und männliche Jugend ab 16 Jahren). Der Beachhandball ist wiederum etwas kleiner als der Hallenhandball und hat eine andere Beschichtung, damit er trotz Sand und Staub griffig bleibt.

    Die Kleidung

    In Pumphose statt Shorts – so wurde noch Anfang des 20. Jahrhunderts Torball gespielt. Das Outfit der spielenden Frauen bestand aus einer langärmeligen, weiten Bluse, einer Pumphose und Strümpfen, die fast bis zu den Knien reichten.

    Heute besteht die Bekleidung der Handballspieler aus kurz- oder langärmeligen Trikots und Shorts, wobei sich der Torwart in seiner Bekleidung von den Feldspielern unterscheiden muss.

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    Das Regelwerk

    Schon vor der deutschen Erfindung des Torballs publizierte der dänische Lehrer und Oberstleutnant Holger Nielsen 1906 das weltweit erste Regelwerk des Handballs. Der Ball durfte nur drei Sekunden gehalten werden und es durfte nicht mit ihm gelaufen werden.

    Max Heiser wiederum legte in seinen Regeln für Handball 1917 fest, dass es keinen Körperkontakt geben und der Ball nicht geprellt werden durfte. Der deutsche Turnlehrer Carl Schelenz erweiterte 1919 das Regelwerk. Zweikämpfe und Prellen wurden erlaubt, die 3-Schritte-Regel eingeführt und der Ball verkleinert, was den Fokus auf das Werfen legte. Mannschaftsgröße, Schiedsrichter und Spielfeld übernahm er vom Fußball. 1928 wurde das Regelwerk dann erstmalig international vereinheitlicht. Seitdem werden die Regeln alle paar Jahre angepasst. Alles Wichtige zu den aktuell gültigen Regeln finden Sie in unserem Artikel Handballregeln in Kurzfassung.

    Handball-Geschichte - Handballregeln
    In der Handball-Geschichte hat sich auch das Regelwerk öfter geändert.

    Internationale Turniere

    Wann wurde Handball olympisch und wann fand die erste Weltmeisterschaft statt? Wir haben die Antworten.

    • Das erste Länderspiel wird 1925 zwischen Deutschland und Österreich ausgetragen. Österreich gewinnt mit 6:3.
    • 1928 gründen die USA, Kanada, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Österreich, Schweden, Tschechoslowakei und Deutschland den ersten internationalen Handballverband IAHF.
    • Feldhandball wird 1936 erst- und letztmalig olympisch. Deutschland gewinnt die Endrunde.
    • Die erste Handball-Weltmeisterschaft der Herren wird 1938 in Deutschland ausgetragen. Es wird in der Halle und auf dem Feld gespielt. Beide Endspiele gewinnt Deutschland.
    • Die Internationale Handballföderation, der Handballweltverband, wird 1946 in Kopenhagen gegründet.
    • 1949 wird der Deutsche Handballbund gegründet.
    • Die erste Frauen-Handball-Weltmeisterschaft findet 1957 in Jugoslawien statt. Die Tschechoslowakei geht als Gewinner hervor.
    • Hallenhandball der Männer wird 1972 in München olympische Disziplin.
    • Hallenhandball für Frauen wird 1976 in Montreal olympische Disziplin.
    • Seit 2004 werden Weltmeisterschaften im Beachhandball durchgeführt. Das Ziel der Internationalen Handballföderation ist es, dass Beachhandball ab 2024 olympisch wird.

    Die Zukunft des Handballs

    Jetzt wissen Sie hoffentlich gut über die Geschichte des Handballs Bescheid. Doch wie steht es um die Zukunft? Obwohl die Handball-Weltmeisterschaft 2019 Rekord-Zuschauerzahlen im Fernsehen erreichte, ist die Handball-Bundesliga in Deutschland weiterhin deutlich weniger populär als die Fußball-Bundesliga. Der Frauenhandball gilt sogar nur als „regionales Ereignis“. So ist Handball zwar als Vereinssport sehr beliebt, es fehlen jedoch teilweise die wirtschaftlichen und sportlichen Strukturen, um den Handball innerhalb Deutschlands noch populärer zu machen. Laut Frank Bohmann, Chef der Handball-Bundesliga, liegt der zukünftige Fokus vor allem auf den internationalen Erfolgen.

    2020 gab es eine neue Regeländerung, die die Nationalspieler entlasten soll. Bei Punktgleichheit entscheidet nicht mehr das Torverhältnis über den Tabellenplatz in der Handball-Bundesliga, sondern der direkte Vergleich. Dadurch haben die Topteams nicht mehr den Druck, ihr stärkstes Aufgebot bis zum Spielende durchspielen zu lassen, um etwas für die Tordifferenz zu tun.

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    Bildnachweis: Titelbild: Tom Werner/gettyimages.de, Bild 1: skynesher/gettyimages.de, Bild 2: Roundtheworld, Public domain, via Wikimedia Commons, Bild 3: skynesher/gettyimages.de