Radreise planen: Tipps vom Experten

So planen Sie Ihre mehrtägige Fahrradtour

Radreisende fahren durch bergige Landschaft.

Raus aus dem Alltag und ab in die Natur. Auf einer mehrtägigen Radtour erleben Sie Landschaften in all ihren Facetten. Unser Experte für Radreisen Martin Moschek verrät Ihnen, auf was Sie beim Planen Ihrer Radreise achten sollten – von der geeigneten Route bis zur richtigen Ausrüstung.

Inhalt:

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Experten-Tipps für Ihre Radreise: Martin Moschek verrät, worauf es ankommt

Der begeisterte Hobby-Radfahrer Martin Moschek berichtet auf seinem Biketour Global Blog über seine spannenden Radreisen auf der ganzen Welt. Seit 1991 ist er immer wieder mit und ohne Begleitung unterwegs und hat seitdem 55 Länder auf über 100.000 km bereist. Im Interview gibt er uns wichtige Infos zum Planen von mehrtägigen Fahrradtouren und Radreisen.

Martin Moschek auf dem vollbepackten Fahrrad
Seit 1991 hat Martin Moschek bereits 55 Länder mit dem Rad bereist.

Die Vorbereitung mehrtägiger Fahrradtouren

Eine längere Radtour will gut durchdacht sein. Die richtige Vorbereitung und anforderungsgerechte Planung entscheidet darüber, ob alles reibungslos verläuft und Sie die Tour genießen können.

„Der Planungsbeginn hängt vor allem von der Art und Länge der Tour ab. Für Touren bis zu 1 Woche fange ich meist 2 Tage vorher an, mir Gedanken zu machen wie die Strecke aussehen soll und was ich so einpacke.

Viel Vorbereitung braucht es bei diesen kurzen Touren also nicht. Wenn ich größere Touren vorhabe, dann beginne ich meist 6 Monate vorher mit einer ersten Planung, was Ziel und ungefähre Route angeht. Dann fange ich meist an, die Anreise zu recherchieren und die Route genauer zu vermessen, um die benötigte Zeit zu planen. Gepackt wird einen Tag vorher und dann geht es schon los.“

Die passende Route wählen

Die Überlegung, wo es hingehen soll, steht natürlich an erster Stelle. Unterschiedliche Regionen bergen verschiedene Herausforderungen - und Anreize. Die Wahl der geeigneten Strecke wird daher von Faktoren wie der eigenen Fitness oder der Ihrer Mitfahrenden und der Tauglichkeit Ihres Rades bei entsprechenden Wegbeschaffenheiten beeinflusst.

Egal wohin die Reise geht: Infomieren Sie sich im Vorfeld über die Eignung für Fahrradfahrer. Vor allem bei Radtouren mit Kindern sollten Sie darauf achten, dass Radwege vorhanden sind oder die Route durch verkehrsberuhigte Bereiche führt. Eine Auswahl an spannenden Touren in Deutschland stellen wir Ihnen in unserem Artikel „Fahrradurlaub in Deutschland“ vor.

Tipp:
Wenn Sie sich voll und ganz auf die Natur und das Fahrerlebnis konzentrieren wollen, wählen Sie einen gut beschilderten Radweg. Eine zuverlässige Infrastruktur bieten vor allem zertifizierte Radfernwege. In Deutschland sind das insbesondere die ADFC-Qualitätsradrouten, wie der Donauradweg, der Drauradweg oder der Mosel-Radweg.
Radreisende fahren auf erdigem Weg durch die Berge.
Die Routenwahl wird durch verschiedene Faktoren wie Fitness und Radtauglichkeit beeinflusst

Herr Moschek verrät uns, welche weiteren Kriterien die Routenwahl beeinflussen:

„Oft gibt es nur die eine Route, aber ich schaue schon, dass es nach Möglichkeit nicht an großen Hauptstraßen entlanggeht, sondern mehr durchs Land. Natürlich erfolgt die Routenplanung nicht nur für die reine Verbindung von A nach B. Vielfach schaue ich auch, wo es sehenswerte Orte gibt oder tolle Landschaften zu erwarten sind.“

Wenn Sie eine mehrtägige Radtour planen, entscheidet vor allem die Etappenlänge über passende Rastmöglichkeiten und Unterbringungen. Schätzen Sie Ihre persönliche Tagesleistung realistisch ein, um die Etappen und den Streckenverlauf Ihrer Radreise grob zu planen. Kalkulieren Sie lieber etwas Puffer ein, anstatt sich selbst zu überschätzen – das gilt insbesondere, wenn Sie noch nicht viel Erfahrung mit Radreisen haben.

So geht der Radtouren-Profi bei seiner Streckenplanung vor:

„Die Etappenlänge hängt dabei ganz von der Erfahrung und der Motivation ab. Gedanken zu den Etappenzielen mache ich meist direkt am Tag selber. Natürlich gibt es immer Highlights, bei denen ich länger bleibe und entsprechend versuche, diese als Zwischenziele einzuplanen. Bei größeren Radtouren sollten Sie jedoch nicht allzu viel Zeit mit dem Planen verbringen - es ändert sich ohnehin immer wieder.

Meine Fahrzeiten plane ich in Tageskilometern. Das sind je nach Wegbeschaffenheit und Gelände zwischen 80 und 130 km pro Tag. Wie lange ich dafür brauche, liegt dann an meiner jeweiligen Verfassung und dem Wetter.“

Untrainierte oder unerfahrene Radreisende sind mit Tagesetappen von 20 bis 30 Kilometern gut beraten. Gleiches gilt, wenn Sie den Fokus auf Genuss, statt auf sportliche Leistung legen wollen. Ist Ihr Fitnesslevel hoch, können Sie mit längeren Tagesetappen ab etwa 50 Kilometern rechnen.

Richtig navigieren

Egal, wo es Sie hin verschlägt – die Navigation sollten Sie bereits beim Planen Ihrer Fahrradreise mitdenken. Dank der Höhenmeter- und Entfernungsmessung von Google Maps oder anderen Routenplanern lassen sich die gewünschten Strecken schnell und einfach vorausplanen.

Praktische Smartphone-Halterungen für die Lenkerstange gewährleisten auch unterwegs eine gute Orientierung und ersparen den Kauf eines teuren Navigationssystems. Nehmen Sie zur Sicherheit trotzdem eine Karte der Region mit, falls Akku oder Internet den Geist aufgeben.

Radfahrer bedient Smartphone in Halterung am Fahrradlenker.
Eine Smartphone-Halterung am Lenker erleichtert die Navigation währen der Radtour.

Plan B - Was tun bei schlechtem Wetter?

Ein großes Problem beim Planen von Radreisen sind unzureichende Wettervoraussagen. Unerwartete Regenfälle oder langanhaltende Regenperioden können Ihre Pläne schnell vereiteln. Vor allem Schön-Wetter-Radler sollten sich für diese Fälle einen Plan B zurechtlegen.

„Regen und Schnee sind für mich kein Grund, nicht zu fahren. Es ist dann einfach anders. Heftiger Sturm sorgt maximal für mehr Pausen oder den vorzeitigen Feierabend. Auf Island habe ich dann schon mal mittags Schluss gemacht und gewartet, bis das Wetter sich wieder beruhigt hat. Vorbereiten können Sie sich nur, indem Sie bei der Reiseplanung in etwas wettertechnisch wilderen Gegenden einen entsprechenden zeitlichen Puffer einbauen. So habe ich für meine Patagonien Tour im Frühjahr 2017 zwei Tage als Puffer für schlechteres Wetter eingeplant.“

Verschnaufpausen einlegen

Pausentage ermöglichen es Ihnen, neue Energie zu tanken. Außerdem bieten sie sich an, um kulturelle Highlights, Sehenswürdigkeiten oder die Umgebung zu erkunden. Die Herausforderung besteht darin, auch bei kurzer Rast einen optimalen Ausgleich zwischen Erholung und Erlebnis zu schaffen.

„Ich plane meine Pausen nicht, sondern mache sie dann, wenn mir danach ist. Das ist individuell und vielfach gibt der Körper vor, wie eine Pause am besten zu gestalten ist. Eine Radtour ist ja nicht unbedingt anstrengend. Es ist ja kein Wettrennen, sondern eine Tour. Das ist mal anstrengend und mal nicht. Grundsätzlich sollte es Spaß machen.

Ausgedehntere Pausen nutze ich, um Sehenswürdigkeiten anzusehen, meine Vorräte aufzufüllen, meine Sachen zu waschen, das Rad und die Ausrüstung zu checken und ein wenig im Internet zu surfen.

Auf Island habe ich mal einen Gletscher bestiegen, in Tibet habe ich mir Lhasa angeschaut, in Patagonien werde ich mir einen großen Gletscher und Nationalpark ansehen.“

Schneebedecktes Gebirge mit bepacktem Fahrrad im Vordergrund
Im Rahmen seiner Georgienreise bekommt Martin Moschek die beeindruckende Landschaft und Sehenswürdigkeiten des Landes zu Gesicht.

Damit Sie bei Einbruch der Dämmerung nicht erst mühevoll eine geeignete Herberge suchen müssen und eventuell überteuerte Preise bezahlen, sollten Sie die Anzahl und Dauer Ihrer Übernachtungen im Vorfeld gründlich planen. Suchen Sie Unterkünfte oder Zeltplätze heraus und vergleichen Sie diese. Idealerweise finden Sie fahrradfreundliche Herbergen, die besondere Angebote für Radfahrer bieten, wie sichere Abstellmöglichkeiten und Fahrradwerkzeug.

„Zu 90% zelte ich [...] auf Campingplätzen. Die anderen 10% verbringe ich in Hostels. Es gibt Länder, wo sich zelten nicht anbietet, aber wo es billige Zimmer für 5 Dollar gibt. In Deutschland zelte ich immer.“

Optimal vorbereitet: Für jede Witterung die passende Kleidung

Auch beim Fahrradfahren bietet sich das Zwiebelschalenprinzip an, bei dem einzelne Kleidungsstücke den Witterungen entsprechend an- oder ausgezogen werden.

Dünne Funktionsunterwäsche transportiert Feuchtigkeit schnell ab und sorgt dafür, dass Sie beim Schwitzen nicht zu frieren anfangen. Je nach Temperatur folgen ein- oder mehrere Lagen Oberbekleidung, wie Rad-Trikot, T-Shirt, oder dünne Pullover. Als oberste Lage empfiehlt sich eine Jacke aus einem wasserabweisenden, atmungsaktiven Material, die Sie sowohl vor Wind als auch vor Regen schützt.

In unserem 3D-Konfigurator können Sie im Handumdrehen Ihr individuelles und professionelles Radtrikot gestalten. Wählen Sie Design, Farbe und Beschriftungen frei nach Ihren Vorstellungen und zeigen Sie jedem auf der Strecke, was für ein tolles Team Sie sind.

Fahrradreise planen: Die richtige Ausrüstung

Die Länge der Radtour entscheidet darüber, wie viele Taschen Sie brauchen. Reicht bei einem Tagesausflug ein einfacher Rucksack, sollten Sie entsprechend aufrüsten, wenn Sie eine mehrtägige Fahrradtour planen.

Bewährt hat sich die Kombination aus Satteltaschen und Lenkertasche. Die richtige Gewichtsverteilung ist dabei entscheidend für den Fahrkomfort. Als Faustregel rät uns Martin Moschek:

„Schwerere Sachen eher nach unten in die Taschen. Die Verteilung des Gepäcks sollte zu 60% hinten und zu 40% vorne aufgeteilt sein.“

Fahrrad mit Gepäcktaschen an den Hinter- und Vorderreifen
Die richtige Verteilung des Gepäcks entscheidet über den Fahrkomfort.

Was packe ich ein?

Egal, wie erfahren Sie beim Vorbereiten und Planen längerer Radtouren sind, auch Profis sollten sich vor Fahrtantritt Gedanken zum benötigten Reisegepäck machen. Bei Gruppen-Radtouren kann das Gepäck entsprechend aufgeteilt werden und jeder Fahrer seinen Teil für die Verpflegung der Gruppe beitragen. Zu den Must-haves, die jeder Fahrer persönlich mitführen sollte, zählen ausreichend Geld und ein Smartphone.

Weitere Tipps für lange Fahrradtouren gibt unser Profi:

„Ich habe für jede Tour eine eigene Packliste. Auch wenn ich eigentlich weiß, was ich mitnehme, gehört es doch zur Vorbereitung, eine solche Liste anzufertigen und dann abzuarbeiten.

Alles, was ich auf Tour mitnehme, hat sich im Laufe der Jahre optimiert. Ich fahre mit ca. 15 kg Gepäck ohne Essen und Wasser auch große Touren.

Neu an Bord ist ein Kocher, den ich aber eher als Luxusgegenstand betrachte und eigentlich nicht wirklich unterwegs brauche.

Mit dabei ist immer mein Leatherman Tool, welches ich mir 1998 auf meiner Tour von Deutschland nach Indien in Kathmandu gekauft habe. Zudem begleitet mich seit fast 20 Jahren auch ein Essbrettchen, welches zwar schon arg mitgenommen ist, aber immer noch gute Dienste leistet.

Und natürlich ist immer mein Tourbuch dabei. Ich schreibe dort noch immer meine Erlebnisse des Tages hinein und mache mir Notizen für Artikel oder zu bestimmten Bildern. Eine größere Tour ohne Tourbuch kann ich mir nicht vorstellen.“

Auf seinem Blog hat Martin Moschek die detaillierten Packlisten seiner Kaukasus, Island und Ostafrika-Touren veröffentlicht. Allgemeine Informationen geben wir Ihnen in unserem Artikel „Packliste für Ihre Fahrradtour“.

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Der Fahrradcheck

Zur essenziellen Vorbereitung einer Fahrradtour – ganz egal von welcher Länge – zählt der Fahrradcheck.

Was Ihnen auf dem Weg zum Bahnhof kaum auffällt, kann auf einer mehrstündigen oder mehrtägigen Radtour wertvolle Kräfte zehren – oder sogar Ihre Sicherheit und die Sicherheit der Mitfahrenden gefährden.

Schleifende Bremsen, schlecht geölte Ketten oder ein falsch eingestellter Sattel sollten im Vorfeld repariert und angepasst werden. Die Funktionalitäts- und Sicherheitsprüfung vor Fahrantritt spart Kraft und Nerven.

Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, bringen Sie ihr Rad in die nächste Werkstatt. Vor allem, wenn Sie mehrtägige Fahrradtouren planen, machen sich die Kosten hierfür schnell bezahlt.

Person nimmt mit Schraubenzieher Reparaturen am Fahrrad vor.
Unbedingt erforderlich beim Radreise planen: der Fahrradcheck vor Reiseantritt.

Radreise planen, aufsatteln und los geht’s!

Jetzt kann es losgehen: Fangen Sie gleich an, Ihre Radreise zu planen! Mit unseren Tipps kann auf Ihrer Reise nichts mehr schiefgehen. Wir bedanken uns bei Martin Moschek für das Interview und wünschen viel Erfolg bei weiteren, aufregenden Radreisen.

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Bildnachweis: Titelbild: Arochau/stock.adobe.com, Bild 2,5,6 Martin Moschek, Bild 3: eyetronic/stock.adobe.com, Bild 4: primipil/stock.adobe.com, Bild 7: anatoliy_gleb/stock.adobe.com